ASSETCO MANAGEMENT AG
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Japanische Aktien: Aussichten erhellt, aber kein Kauf auf breiter Front 10.01.2020 ___________________________________________________________________________________________________________________________________________
Vor dem Hintergrund der globalen Erholungsanzeichen und der Entspannungssignale im Handelskonflikt USA/China hatten wir in unserer jüngsten Wertpapierstrategie (Anfang Januar 2020) die Aktienbörsen der Länder hochgestuft, die besonders stark von den Handelsstreitigkeiten beeinträchtigt worden waren, namentlich Deutschland/Eurozone und asiatische Schwellenländer. Auf Watch steht bei uns nun der japanische Aktienmarkt, der seine im September 2019 begonnene Kurserholung im laufenden Jahr fortsetzen könnte. So wurde die von ihrer Exportstärke lebende Wirtschaft Japans und folglich auch die japanische Börse, in dem exportorientierte Konzerne ein hohes Gewicht haben, durch den internationalen Handelsstreit besonders stark ausgebremst.
Zwar enttäuschen in Japan nach wie vor die Wirtschaftswachstumszahlen: Der für das 3. Quartal erwartete Vorkaufeffekt aufgrund der ab 1.10.2019 in Kraft tretenden Mehrwertsteuererhöhung von 8 auf 10% blieb nahezu aus und mit einem gewissen Rückpralleffekt muss dennoch im Schlussquartal gerechnet werden, das wohl eine leichte Schrumpfung ausweisen wird. Für 2020 wird immerhin ein Wirtschaftswachstum von knapp 1% prognostiziert. Angeschoben werden soll es von einem groß angelegten Konjunkturprogramm. Flankiert wird die Ende Jahr beschlossene Konjunkturspritze in Höhe von rund 110 Mrd EUR durch staatliche Kredite und -garantien, sodass Anschubhilfen für die Wirtschaft in Höhe von insgesamt fast 220 Mrd EUR zusammenkommen. Die Stimulierungsmaßnahmen zielen darauf ab, sowohl die MwSt-Erhöhung als auch die allmählich auslaufenden, massiven öffentlichen Investitionsausgaben im Zusammenhang mit den im Sommer 2020 stattfindenden Olympischen Spielen in Tokio zu kompensieren. Allerdings: Die Schuldenlast Japans, die mit 224% am BIP bereits jetzt die höchste aller Industriestaaten ist, wird hierdurch weiter steigen.
Nach schlechten Börsenmonaten gelang ab September 2019 eine Trendumkehr am japanischen Aktienmarkt, der in den letzten Monaten um satte 20% zulegte. Und etliche Banken wie etwa Citigroup prognostizieren, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Aufgeführt wird ein Bündel von Faktoren: Neben der Entspannung im Handelskonflikt und dem Konjunkturprogramm zählen hierzu auch rekordhohe Dividenden und Aktienrückkäufe sowie eine Notenbank, die weiterhin via börsennotierte Fonds Aktien kaufen wird und damit den Markt zusätzlich stützt. Schon jetzt besitzt die Bank of Japan rund 8% aller Aktien an der japanischen Börse. Zudem lockt Japan mit vergleichsweise niedrigen Bewertungen: So liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis lediglich bei dem 12- bis 14-fachen Kursgewinnverhältnis. Dies erscheint noch dazu günstig, da die Aktienunternehmen nach Jahren der Rekordgewinne nun oft sehr profitabel und zudem extrem reich sind. 4.5 Bio. USD an flüssigen Vermögenswerten stehen in ihren Bilanzen. Vor diesem Hintergrund stiegen auch Dividenden und Aktienrückkäufe in 2019 auf neue Rekordhöhen. Letztere sogar mit einem Anstieg von 50%. Dieser, die Börse stimulierende Effekt dürfte sich ebenso im neuen Jahr fortsetzen wie derjenige steigender Fusionen und Firmenkäufe. Aber Vorsicht: Während Kursavancen bei etlichen Unternehmen im Technologiesektor wie Sony oder auch bei Bauteileherstellern, die sehr wettbewerbsfähig sind, zu erwarten sind, gilt dies nicht für Unternehmen der Index-gewichtigen Banken- und Autosektoren. Denn infolge des Umbruchs in der Automobilbranche sind die Investitionen in Elektromobile und autonomes Fahren sehr hoch, ohne dass hier der Ausgang des Rennens um Marktanteile absehbar ist. Gegen Engagements in Japans Banken spricht deren geringe Ertragskraft, die zusätzlich unter der Minuszinspolitik der Notenbank leidet.