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Zu spät, die Seiten zu wechseln                                                                                                                                                                                                               24.03.2020 

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Der geradezu bilderbuchmässigen Konjunkturerholung, die ab Herbst 2019 angelaufen war, setzte die Coronavirus-Welle Europas ein jähes Ende. Noch in Asien begrenzt, prognostizierten Investoren zunächst ein ähnliches Verlaufsmuster wie beim SARS-Virus, später einen wesentlich harmloseren Verlauf der Coronavirus-Krise in westlichen Staaten als in Asien. Das Gegenteil trat ein! «Wir haben alle die Corona-Krise unterschätzt», so die neue EU-Kommissionspräsidentin Frau von der Leyen. Nun wird allseits eine tiefe Rezession zumindest für das erste Halbjahr 2020 erwartet, einige befürchten bereits eine weltweite Depression – allen voran die amerikanische Notenbank, die derartiges in jedem Fall und mit allen Mitteln verhindern will. Anders kann das gestern angekündigte «Unlimited QE» nicht interpretiert werden - das alles, was jemals vom Fed initiiert wurde - auch während der Finanzkrise - noch übertrifft! Neben dem unbegrenzten Ankauf von US-Staatsanleihen und Hypothekenpfand­briefen wird das Fed auch Unternehmensanleihen erwerben. Als Begründung für den nochmals massiv gesteigerten Einsatz führt die Fed an, dass es trotz aller Unsicherheiten klar geworden sei, dass der Wirtschaft schwere Verwerfungen drohen.

Denn in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit haben sich durch die Coronavirus-Pandemie die konjunktu­rel­len Aussichten für die gesamte Weltwirtschaft verdunkelt. Immer mehr machen sich zum einen die gerissenen Produktionsketten bemerkbar: So werden etwa 60% weniger Güter in Deutschland von den Häfen ins Land transportiert. Zum anderen vertieft die Ausdehnung der Quarantänemassnahmen resp, der weitgehende, zeitversetzte weltweite Shutdown zunächst den Wirtschaftseinbruch. So suggeriert etwa der völlig eingebrochene deutsche ifo Geschäfts­klimaindex für März eine Schrumpfung des deutschen BIPs von über 6%! Diese Rückgänge würden die in der globalen Finanzkrise 2008/2009 bei weitem übertreffen. Das Schweizer Seco rechnet mit moderateren Rückgängen von – 1.5% für Schweiz für das Gesamtjahr. Zwar wird der BIP-Rückgang im 1.Halbjahr 2020 für die meisten Staaten wesentlich tiefer sein als bei der Finanzkrise, dafür stehen die Chancen auf eine rasche Wirt­schafts­­erholung aber im 2. Halbjahr u.a. dank der lancierten Hilfsmassnahmen gut.

Noch werden die historisch einmaligen geld- und fiskalpolitischen Hilfsmassnahmen, die nahezu im Stundentakt beschlossen werden, von den Finanzmärkten ignoriert. Dass die Finanzmärkte auf die vielen Hilfsangebote von Notenbanken, Regierungen und Staaten nicht zu reagieren scheinen, liegt an einer anderen Unsicherheit: Regierungen und Notenbanken können viel ankündigen, eines aber nicht: das Ende der Infektionswelle Erst wenn sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Pandemie – allen voran in den USA- deutlich abschwächt, werden die Finanzmärkte die positiven Wirkungen der neuen wirtschaftspolitischen Impulse stärker würdigen. Die angemessene Haltung für einen privaten Aktieninvestoren ist bis dahin eine stoische Besonnenheit. Verluste werden dadurch erst Realität, dass man an solchen Tiefpunkten verkauft. Denn dann hat man nicht mehr die Chance, an der nachfolgenden Erholung der Märkte von Beginn an zu partizipieren, wie sie auch nach diesem Kursrutsch wieder stattfinden wird. Sollte sich jetzt nicht noch eine dramatische Verschlechterung der Lage einstellen – Reinfektionswelle in China, Banken- oder Staatenkrise – haben die Aktienmärkte die jetzige Rezessionsperspektive in den Kursniveaus verarbeitet.

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