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Ölpreisausblick zunächst getrübt                                                                                                                                                                                                             16.06.2020  

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Im Zuge der steigenden Risikofreude an den Märkten haben sich gerade die konjunkturabhängigen Industriemetalle und industrielastigen Edelmetalle wie Silber sowie Energierohstoffe verteuert. Wir erwarten, dass die erreichten Ölpreisniveaus von über 35 USD je Fass für WTI und 40 USD für Brent nicht gehalten werden können und in der Tat begannen die Preise in den letzten Tagen bereits recht deutlich zu korrigieren und zwar um über 10%. Denn zum einen war der Preisanstieg auf eine starke spekulative Überhitzung am Ölmarkt zurückzuführen. So hatten Grossanleger an der NYMEX ihre Netto-Long-Positionen bei WTI auf 394 Tsd. Kontrakte und damit den höchsten Stand seit Sommer 2018 erhöht. Zum anderen und vor allem herrscht am weltweiten Ölmarkt ja nach wie vor ein massives Überangebot:

Denn auch wenn die Ölnachfrage konjunkturbedingt im zweiten Halbjahr wohl wieder leicht anspringt, wird der weltweite Rohölverbrauch im Jahr 2020 aufgrund der tiefen globalen Rezession das erste Mal seit 2009 sinken. Dieser Rückgang wird von der Internationalen Energieagentur (EIA) für das zweite Quartal 2020 auf knapp 20 Mio Fass pro Tag geschätzt, also ein Fünftel der globalen Nachfrage! Zugleich wird das Ölangebot nicht im gleichen Ausmass des Nachfragerückgangs reduziert: Zwar sinkt die Ölförderung in den USA, den OPEC-Ländern und auch in Russland. Allerdings fällt es den OPEC+-Ölförderern bei letztlich wieder höheren Ölpreisen zunehmend schwer, sich an die freiwilligen Produktionskürzungen weiterhin zu halten. Das Gleiche gilt für die US-Ölproduzenten, die Ölpreisanstiege auch zur Wiederaufnahme ihrer (Fracking-)Bohrungen nutzen werden. Immerhin war die Anzahl der US-Ölbohrungen seit dem Ölpreiscrash im März 2020 überaus zügig zurückgegangen und ist zuletzt sogar erstmals wieder seit 2009 unter 200 gefallen. Zu Jahresbeginn lag deren Anzahl noch bei 677!

Vor diesem Hintergrund bleiben rekordhohe Rohöllager bis weit in das Jahr 2021 bestehen, was Ölpreisanstiege auf Vorkrisenniveaus verhindern wird. In solch einem Umfeld bestimmen sogenannte Break-Even-Produktionspreise massgeblich das Ölpreisniveau am Markt. Diese errechnen sich aus den aktuellen Produktionskosten zuzüglich der Kosten für genehmigte weitere Förderprojekte. Die Break-Even-Preise bewegen sich wohl zwischen 15 USD (Naher Osten) und mehr als 40 USD pro Fass (Ölsande und Fracking). Wann der Wendepunkt bei dieser Preisbestimmung erreicht ist, Ölpreise über 40 USD/Fass (derzeit: 37 USD Fass/WTI) wieder fundamental gerechtfertigt sind vor dem Hintergrund irgendwann wieder sinkender Rohöllagerbestände, hängt vor allem von der Schnelligkeit und Kraft der weltweiten Wirtschaftserholung ab. Die US-Energiebehörde (EIA) erwartet in ihrem optimistischen Nachfrage-Szenario einen durchschnittlichen Lagerabbau von 2.5 Mio. Fass/Tag erst im Jahresverlauf 2021. Also auch innerhalb dieses optimistischen Szenarios wäre von einer nachhaltigen Ölpreiserholung schwerlich innerhalb der nächsten 12 Monate auszugehen.

 

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