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2020: Verhaltene Aussichten am Platin- und Palladiummarkt 14.02.2020
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Gemäss jüngst veröffentlichtem Bericht von Johnson Matthey, dem weltweit grössten Produzenten und Dienstleister von Platin und Palladium, wiesen sowohl der Platin- als auch der Palladiummarkt 2019 unerwartet hohe Angebotsdefizite auf. Deren Preisverläufe fielen dennoch verschieden aus: Während der Palladiumpreis lehrbuchmässig weiter nach oben schnellte – auf das historische Hoch von 2250 USD/Unze -, gewann Platin kaum an Wert. Mit knapp 1000 USD/Unze kostet es nun nicht einmal die Hälfte von Palladium – in früheren Jahrzehnten war es genau umgekehrt gewesen.
Gemeinsam ist beiden Märkten, dass die Förderung dieser Edelmetalle erneut rückläufig war, was allerdings vom erhöhten Recycling-Angebot an Palladium und Platin überkompensiert werden konnte. Dass beide Märkte trotz leicht steigendem Angebot ein Angebotsdefizit aufwiesen, lag an der noch stärker wachsenden Nachfrage nach ihnen und zwar nur seitens jeweils einem Abnehmer: bei Platin seitens der Finanzindustrie, bei Palladium seitens der Autoindustrie. Die Abnahme von Platin oder Palladium seitens anderer Nachfrage wie der Elektro- oder Schmuckindustrie verlief hingegen nur schleppend – ein Trend, der schon seit Jahren beobachtet wird und zugunsten von Gold ausfällt.
Der mit Abstand wichtigste Nachfrager an beiden Märkten ist die Autoindustrie und ihr Katalysatorenbedarf. Platin, das vor allem in Katalysatoren von Dieselmotoren eingesetzt wird, litt unter den andauernden «Diesel»-Skandalen. Die deutlich niedrigere Produktion von Autos mit Dieselmotoren konnte dabei auch nicht von einer stärkeren Nachfrage aufgrund strikterer Platinauflagen bei Diesel-Katalysatoren kompensiert werden. Ganz anders am Palladiummarkt: Dort kletterte die Nachfrage der Autoindustrie auf ein neues Rekordhoch. Hierzu trugen striktere Emissionsvorschriften in fast allen großen Autoabsatzmärkten bei, im Zuge derer ebenfalls der Palladiumgehalt in den Katalysatoren für Benzinmotoren erhöht wurde.
Während der Platinmarkt laut Johnson Matthey im Jahresverlauf 2020 in Richtung eines preisbelastenden Angebotsüberschusses drehen sollte, dürfte das Angebotsdefizit am Palladiummarkt im laufenden Jahr sogar noch größer ausfallen, da wegen der weiteren Verschärfung der Emissionsrichtlinien noch mehr Palladium in den Katalysatoren eingesetzt werden wird. Johnson Matthey geht daher insgesamt von einer weiter steigenden Palladiumnachfrage in diesem Jahr aus, obwohl die Bemühungen zur Substitution von Palladium wegen seines hohen Preises verstärkt werden dürften. Aber selbst wenn der globale Palladiummarkt 2020 das neunte Jahr in Folge im Defizit bleibt, dürfte Palladium u.E. derzeit kaum mehr Preispotenzial besitzen – vor allem wegen seines bereits markanten Preissprungs, aber auch des Coronavirus, von dem seit Jahresbeginn speziell die chinesische Autoproduktion mit ihren dominierenden Benzin-Katalysatoren massiv beeinträchtigt wird.