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Fällt die Konjunkturerholung doch schwungvoller aus? 02.06.2020
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Eine rasche, V-förmige Wirtschaftserholung wurde während der vergangenen Wochen kaum mehr als möglich angenommen. Bestenfalls erreichbar schien in diesen Monaten katastrophaler Konjunkturdaten lediglich eine U-förmige Erholung, wenn man nicht von einem L-förmigen, langanhaltenden Depressionsszenario à la Japan ausging. Nun – mit Lockerung des Shutdowns in vielen Staaten, einer erstaunlich geringen Zahl an Neuinfektionen, der Wiederaufnahme von Produktion und Lieferketten - haben sich die konjunkturellen Vorlaufindikatoren überraschend deutlich verbessert: Dies nicht nur erneut in China, wo der Einkaufsmanagerindex der Industrie bei rund 50 Punkten und damit über der Expansionsgrenze notiert, sondern auch in den Regionen, die von der Coronapandemie später erfasst worden sind. Allerdings ging die Stimmungsaufhellung dabei ausschliesslich auf die Erwartungskomponente zurück, während sich die Lagebeurteilung in den meisten Sektoren im Mai weiter verschlechterte.
Besonders ausgeprägt fiel die Stimmungsaufhellung in Deutschland aus: So folgte etwa auf den Rekordrückgang des deutschen ifo-Index im April ein Rekordanstieg im Mai. Ebenso suggeriert der ZEW-Index mehr Zuversicht: Demnach verbesserten sich die Konjunkturerwartungen für die nächsten 6 Monate in Deutschland von 28.2 auf 51.0 Punkte, den höchsten Wert seit April 2015.
Auch in der Eurozone legte das Wirtschaftsvertrauen leicht zu. Der Anstieg beim Gesamtindikator ging auf Verbesserungen insbesondere in Ländern wie Deutschland zurück; in Frankreich und Italien blieb eine Stimmungsaufhellung hingegen aus. Auf Sektorebene verbesserten sich die Industrie und der Einzelhandel, während die Stimmung bei den Dienstleistungsunternehmen im Mai ein neues Allzeittief erreichte. Ebenfalls rückläufig war das Vertrauen in der Bauwirtschaft. Eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts im Euroraum von mehr als 10 % im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal scheint damit gesetzt.
Auch in den USA, das weiterhin mit hohen Neuinfektionszahlen zu kämpfen hat, konnte sich der viel beachtete ISM-Index der Industrie leicht verbessern – er liegt mit 43 Punkten aber noch unterhalb der Expansionsmarke. Auch die Konsumenten, das Rückgrat der US-Volkswirtschaft, blickten im Mai wieder zuversichtlicher nach vorne: Nach zwei Monaten mit kräftigen Rückgängen kam der freie Fall bei der Verbraucherlaune in den letzten Wochen zum Stillstand. Hintergrund bildeten die allmählich wieder rückläufigen Neuanträge auf Arbeitslosengeld; die Zahl der fortlaufenden Anträge auf Arbeitslosengeld fiel sogar von 25 Mio auf 21 Mio zurück. Erstaunlich rasch hat sich zuletzt der US-Häusermarkt erholt: Nachdem die Immobilienpreise im Zuge hochschnellender Arbeitslosenzahlen kräftig unter Druck geraten waren, steigen Nachfrage und Häuserpreise jüngst wieder spürbar an. Zumindest in diesem Bereich scheint sich damit eine V-förmige Erholung anzubahnen.