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Chinas Schattenbanking als Risiko für die globalen Finanzmärkte?                                                                                                                                                       17.11.2019          

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Gemäss jüngst veröffentlichtem Bericht des Finanzstabilitätsrats (FSB) bewegen sogenannte Schattenbanken ein zunehmendes Volumen an Finanzmitteln. Hierzu zählen Finanzunternehmen wie Börsenhändler oder Hedge-Funds, die ausserhalb der regulären Banken Kredite vermitteln. Deren Kreditvergabe kann kaum oder gar nicht kontrolliert werden. Sorgen bereitet dem FSB insbesondere das Schattenbankensystem Chinas, das sich seit Jahren explosionsartig und unkontrolliert entwickelt. Zwischen 10% und 20% aller neuen Kredite stammen nach Schätzungen aus diesem informellen Kreditmarkt. Genutzt werden diese Art der Kredite nicht nur von kleineren Privatfirmen, die von Banken keine Kredite bekommen, sondern auch von grossen (Bau-)Unternehmen und Lokalregierungen, die ihre Kreditlimiten bei den formellen Banken erreicht haben. Die unkontrollierte Schattenkreditvergabe trägt damit entscheidend zum besorgniserregenden Verschuldungs­anstieg der Lokalregierungen und der Unternehmen Chinas mit bei. Deren Verschuldung, die im internationalen Vergleich Höchststände erklommen hat, gilt als riskant für das Gleichgewicht des Finanzsystems. Denn das Ausmass der weitgehend unbekannten Schattenbanken-Kreditvergabe erhöht auch das Kreditausfallrisiko innerhalb des formellen Bankensystems. Damit kann schon ein grösserer Kreditausfall innerhalb der Schattenbanken-Wirtschaft Chinas zu Verwerfungen innerhalb des gesamten Banken- und Finanzsystems führen. Diese Gefahr ist noch dazu nicht zu unterschätzen, da ein Grossteil der Schattenbank-Kredite in den einst boomenden Immobilienmarkt Chinas floss, dessen Preise schon seit Jahren merklich korrigieren. Zum Abschwung am Immobilienmarkt in China kommen die immer spürbareren Konjunkturbeeinträchtigungen durch den Handelskonflikt China/USA hinzu, wodurch Kreditausfallrisiken ebenfalls zunehmen.

Und laut einer jüngeren Studie des BIZ dürften Verwerfungen in Chinas Bankensystem spürbare Auswirkungen für die Weltwirtschaft haben – und zwar sowohl via internationale Handels- und Finanzmarktübertragungen als auch Verunsicherungen bei Unternehmen und Konsumenten, die Investitionen und grössere Konsumausgaben zurückhalten. Ganz hart betroffen von solch einer Krise in China wären gemäss BIZ Rohstoffexporteure, aber auch andere Emerging Markets – weit mehr als die OECD-Länder. Noch am glimpflichsten würde im Ländervergleich die USA davon kommen.

Wir erachten die Gefahr einer grösseren Bankenkrise in China, die wohl ähnlich massive globale Auswirkungen wie die letzte Finanzkrise hätte, als gering. So verfügt China zwar nicht über feine, indirekte geldpolitische Steuerungsmechanismen, auch ist der chinesische Staat heutzutage selbst stark verschuldet, sodass grosse Konjunkturpakete wie während der Finanzkrise kaum mehr aufgelegt werden können. Dennoch kommt seine direkte und damit recht effektive Wirtschaftspolitik weiterhin zum Zuge, etwa indem die Tätigkeit von Schattenbanken weiträumig eingeschränkt wird und Liquiditätsspritzen direkt an Lokalregierungen und Unternehmen zugeführt werden, um eine Kreditklemme zu verhindern, die ja wiederum den Wirtschaftsverlauf Chinas stark beeinträchtigen würde. Angesichts dieser fragilen Konstellation dürfte China zudem weitere Öffnungen an seinen Kapital- und Finanzmärkten unterlassen, u.U. sogar wieder zurücknehmen, um seine nach wie vor recht autonomen Kapitalmarktkontrollmöglichkeiten nicht einzuschränken. Dies wiederum begrenzt Übertragungswege von möglichen Verwerfungen in China auf die globalen Finanzmärkte.

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