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Weit unterschätzte Effekte des Quantitative Easing (QE) 11.11.2019
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Erst jüngere Studien der Notenbanken zeigen die enormen Wirkungen ihrer QE-Programme, die vom Ausmass sogar noch bedeutender waren als ihre Niedrigzinspolitik, etwa auf Spread-Einengung und Aktienkurse.
Während das Ausmass der realwirtschaftlichen Effekte durch die unkonventionelle Geldpolitik in der Literatur kontrovers diskutiert wird, wirkte der Zins- und Portfoliokanal ihrer Geldpolitik unbestritten enorm auf die Finanzmärkte. Gemäss jüngsten Studien des Fed war dabei weniger die Niedrig- resp. Negativzinspolitik als vielmehr die Ausweitung der Geldmenge (sog. QE), u.a. via direkte Eingriffe in Anleihenmärkte, für den geldpolitischen Transmissionsmechanismus von Bedeutung. So sanken im Verlauf der massiven Wertpapieraufkaufprogramme der Zentralbanken die Renditen nicht nur dieser (erstklassigen) Anleihen, sondern auch anderer (zweitklassiger) Obligationen, die noch höher rentierten. Auf der Suche nach Rendite kam es dabei zu einer Einengung des sog. Corporate Spreads. Das Ausmass dieser Einengung durch QE auf den Corporate Spread war - gemäss jüngster Fed-Studie - sogar noch ausgeprägter als sein Einengungseffekt auf den sog. Termspread, da die Obligationen mit kurzen Laufzeiten durch die (Null-)Leitzinsen fixiert wurden, während die noch höheren Renditen in längeren Laufzeitenbereichen weiter sanken. Von der Einengung der Spreads durch QE profitierten demnach sehr stark gerade Obligationen schlechterer Bonität mit noch langen Restlaufzeiten. Im Ländervergleich konnten diese Einengungseffekte sehr deutlich in den USA und zwar gerade zu Beginn ihres dortigen QE-Programms beobachtet werden.
Neben dem QE-Effekt auf Term- und Corporate-Spread erfolgten im Verlauf der Geldmengenausweitungen und der tieferen und tieferen Renditen über Bonitäten und Laufzeiten hinweg aber auch noch weitere Portfolioeffekte: Auf der Suche nach verbleibender Rendite erfolgten Portfolioumschichtungen zu riskanteren Wertanlagen, allen voran Aktien. Wie beachtlich dieser sog. Portfolioeffekt auf die Aktienpreise war, lässt sich anhand der Vervierfachung des Kursindex am US-Aktienmarkt (S&P) seit 2009 erahnen, der damit weit höher ausfiel als am Obligationen-, aber auch Immobilienmarkt. Und diese Portfolioumschichtungen hin zu „riskanteren“ Aktien tätigen typischerweise vor allem wohlhabende Haushalte. In den USA halten etwa die Reichsten 5% Zweidrittel aller Aktien. Aber auch neuere Simulationen der EZB zeigen, dass ein zehnprozentiger Aktienpreisanstieg das Vermögen der Wohlhabendsten 5% um 4% erhöht, wohingegen die restlichen 95 % der EU-Haushalte kaum profitiert. Da Immobilien- deutlich gleichmäßiger als Aktienbesitz verteilt ist, begünstigt der geldpolitisch stimulierte Anstieg der Immobilienpreise zwar eine deutlich größere Zahl von Haushalten. Doch war der geldpolitische Effekt auf die Immobilienpreise von der Grössenordnung weit weniger bedeutend als derjenige auf die Aktienpreise, sodass sich – laut jüngerer BIZ-Studie – dennoch eine Umverteilung hin zu Aktienvermögende konstatieren lässt, was zur ausweitenden Vermögensschere seit der Finanzkrise mit beitrug. Unbeabsichtigt von den Notenbankern, die nach wie vor von einer langfristig immer „neutralen“ Geldpolitik ausgehen, trug ihre nunmehr seit 11 Jahren verfolgte, unkonventionelle Geldpolitik diesmal aber mit zur ausweitenden Vermögensschere bei.