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Währungsverläufe zwischen Theorie und Praxis                                                                                                                                                                                  12.12.2019      ___________________________________________________________________________________________________________________________________________

 

Währungen zu prognostizieren, ist für Ökonomen eine der grössten Heraus­forde­rungen angesichts der ungenügenden Prognosefähigkeiten theoretischer, teils sogar konkurrierender Wechselkursmodelle. Ausserdem werden die Wechselkurse von einer Vielfalt von (nicht nur wirtschaftlichen) Faktoren beeinflusst, deren Bedeutung sich darüber hinaus im Zeitablauf auch noch verändert. In den 90er Jahren standen etwa Leistungsbilanzsalden bei den Marktteilnehmern im Prognose­fokus; heute sind es vor allem geldpolitische Entscheidungen. Letztere stehen nicht erst seit Trumps Regie­rungs­­zeit im Verdacht, via „geldpolitisch-manipulierter“ Abwertungen zum Erreichen volkswirtschaftlicher Ziele bewusst eingesetzt zu werden – nachdem fiskal- und geldpolitische Massnahmen weitgehend ausgereizt sind.

 

Dabei ist ja spätestens seit den 20er- und den 30er-Jahren bekannt, dass die unter „beggar thy neighbour policy“ bekannte Strategie ein Nullsummenspiel ist, da inländische Wachstumsgewinne durch Währungs­­­ab­wertun­gen nur auf Kosten anderer erzielt werden können. Bekannt ist seit langem auch, dass die grossen Vorteile flexibler, vom Markt bestimmter Währungen gerade im Abfedern externer oder interner Schocks liegen, indem ein autonomes Agieren der Geldpolitik erst ermöglicht wird. So rät denn auch der Internationale Währungsfonds (spätestens seit den desaströsen Erfahrungen mit dem fixierten Currency-Board-System in Argentinien) zu freien, flexiblen Wechselkursen.

Aber: Im krassen Gegensatz zum klassischen, (trotz theoretischer Einwände und sehr geringer Prognosefähigkeit) sehr populären Kaufkraftparitätentheorem erklären jüngere monetäre Währungstheorien wie etwa das Zinsparitätentheorem, dass es nicht immer zu fairen, gleichgewichteten Wechselkursrelationen am freien Markt kommt, sondern umgekehrt sogar häufig zu Over- resp. Undershootings von flexiblen Währungen.

 

Verantwortlich an diesem Phänomen am Devisenmarkt ist, dass Wäh­rungen wesentlich schneller reagieren als sonstige Preise einer Volkswirtschaft, allen voran Preise und Zinsen. Erst wenn sich letztere angepasst haben, kann es gelingen, diese Überreaktion am Devisenmarkt wieder rückgängig zu machen. In der Zwischen­zeit kann das Unter- oder Überschiessen der Währungen destabilisierende Kräfte auf die gesamte Volkswirtschaft entfalten, die die erforderlichen Anpassungen wiederum erschweren resp. verzögern. Damit zusammenhängend ist ein weiteres Phänomen verbunden: Anders als auf anderen Märkten bringt „gewinnbringende“ Spekulation am Devisenmarkt nicht unbedingt den (Wechselkurs-)Preis zurück zum Gleichgewichts­preis, sondern kann ihn u.U. noch weiter von der „gleichgewichtigen“, d.h. der Kaufkraft entsprechenden Wechselkurs­relation entfernen.

 

Vor diesem theoretischen Hintergrund werden die massiven Deviseninterven­tionen der SNB noch verständlicher: Ein „freies“ Aufwerten des CHF immer weiter weg von der als gleichgewichtet angesehenen CHF/EUR-Wechselkursrelation und der damit verbundene destabilisierende Effekt auf die Realwirtschaft sollten verhindert werden. Die Eingriffe am Devisenmarkt, ob durch Deviseninterven­tionen oder jahrelange Fixierung einer CHF-Untergrenze, spiegeln sich in einer massiven Ausweitung SNB-Bilanz wider.

 

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren verlief das Jahr 2019 für die SNB diesbezüglich relativ ruhig, da Investoren nicht Zuflucht in den „sicheren Hafen“ CHF suchten. Dies könnte sich aber bei einer erneut entfachten EUR-Krise oder eines Abgleitens in eine globale Rezession auch schon 2020 wieder rasch ändern.   

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