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Aktien und US-Präsidentschaftswahl 10.07.2020
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Am 3. November finden die US-Präsidentschaftswahlen statt; zeitgleich werden das Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu gewählt. Der demokratische Herausforderer Joe Biden liegt in den aktuellen Umfragen deutlich vor Amtsinhaber Donald Trump. Spätestens seit der letzten Wahl wissen wir, dass nicht der Präsident wird, der in den Umfragen führt oder die meisten Stimmen auf sich vereint. Entscheidend aufgrund des komplexen US-Wahlrechts ist vielmehr der Sieg in den sogenannten „Swing States“ und damit die Mehrheit bei den Wahlmännern oder -frauen. Doch auch hier sieht es aktuell für Trump alles andere als rosig aus. Das Wirtschaftsmagazin Economist hat ein statistisches Modell entwickelt, mit dem es den Wahlausgang in allen Bundesstaaten prognostiziert. Das Ergebnis ist aktuell auch hier eindeutig: Joe Biden würde 344 der notwendigen 270 Wahlleute gewinnen. Seine Erfolgswahrscheinlichkeit liegt damit nach Kalkulationen des Magazins bei rund 90%.
Für die künftige Politik in Washington ist neben der Präsidentenwahl auch die Zusammensetzung des Kongresses entscheidend. Während das Repräsentantenhaus wohl fest in den Händen der Demokraten bleiben dürfte, zeichnet sich aktuell ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Mehrheit im Senat ab. Hier haben aktuell die Republikaner das Sagen (53 zu 47 Stimmen), müssen aber im Herbst deutlich mehr Mandate verteidigen (23) als die Demokraten (12). Somit besteht eine realistische Chance, dass Joe Biden nicht nur US-Präsident wird, sondern auch mit doppelter Parlamentsmehrheit ausgestattet wird.
Bidens Wahlprogramm steht für höhere Unternehmenssteuern, restriktivere Umweltstandards und stärkere Regulierung. Damit wäre ein Wahlsieg Bidens wohl eher negativ für US-Aktien. So will Biden die von Trump deutlich reduzierte Unternehmenssteuer wieder anheben. Dabei peilt er einen grundsätzlichen Steuersatz von 28% an (aktuell: 21%). Zwar ist fraglich, ob er diesen Plan angesichts der Corona-bedingten Negativfolgen tatsächlich bereits kurzfristig umsetzen würde. Grundsätzlich hätten höhere Steuern aber Negativfolgen für Aktien: Die Unternehmensgewinne würden leiden. Wie stark hängt entscheidend von der genauen Ausgestaltung ab. Sollte Biden zusätzlich zu den grundsätzlich höheren Steuersätzen auch eine Mindestversteuerung einführen, könnte dies die ausgewiesenen Unternehmensgewinne um bis zu 10% belasten. Darüber hinaus rechnen wir damit, dass das Wachstum der Dividenden sowie das Volumen für Aktienrückkäufe stärker leiden würden – bisher zwei wesentliche Kurstreiber für US-Aktien. Auch vermögende Privathaushalte sollen tiefer in die Tasche greifen. Den Plänen nach soll der Spitzensteuersatz wieder deutlich angehoben werden, Sozialabgaben auf bis zu 400.000 US-Dollar Einkommen p.a. gezahlt werden und die Steuererleichterungen für langfristige Kapitalerträge bei einem Vermögen ab 1 Millionen US-Dollar entfallen. Eine weitere zentrale Forderung aus Bidens Wahlkampfprogramm ist ein höherer Mindestlohn. Dies ist eine weitere Kostenbelastung für US-Unternehmen. Anders als Trump, der die De-Regulierung von Schlüsselindustrien vorangetrieben hat, möchte Biden insbesondere im Gesundheitssektor und in der Finanzindustrie wieder mehr staatlichen Einfluss geltend machen und Umweltauflagen für Unternehmen wieder deutlicher verschärfen. Stark betroffen wäre damit auch die US-amerikanische Frackingindustrie, die heutzutage hinter über 10% der US-Industrieproduktion steht.