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Globale Übertragungswege gewinnen mehr und mehr an Bedeutung 18.02.2020
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Wie das Coronavirus wieder verdeutlichte, übertragen sich ansteckende Krankheiten im heutigen globalen Umfeld sehr rasch (Kommentar folgt in Kürze). Das gleiche gilt für Vetrauens- resp. Sentiment-Übertragungen von einem Land zum anderen, wobei hier wie bei allen Übertragungswegen gilt: je vernetzter, offener ein Staat ist, desto anfälliger ist er für alle Arten von Übertragungen, ob positiven oder negativen. Daneben wird sich in der ökonomischen Literatur vor allem auf die Übertragung via «Trade Channel» und neuerdings verstärkt via «Financial Channel» fokussiert. Diese globalen Übertragungswege lösen dabei insbesondere US-Zins- und USD-Wechselkursveränderungen aus und betreffen vor allem die Schwellenländer, deren Investitionstätigkeit, Aussenhandel und damit Wirtschaftsverlauf.
Gemäss der meisten, älteren Lehrbücher haben ein Anstieg der US-Zinsen und/oder eine USD-Abwertung (sprich Aufwertung der ausländischen Währung gegenüber dem USD) vermeintlich negative Effekte im Ausland und speziell in den Emerging Markets, indem ihre wirtschaftlichen Aktivitäten gedämpft werden. Hervorgehoben wird bei dieser Argumentationskette der «Trade Channel», etwa einer USD-Abwertung gegenüber Schwellenländer-Währungen, wonach die Schwellenländer durch die hierdurch verursachte, aufwertungsbedingte Verteuerung ihrer Exportprodukte an (preislicher) Wettbewerbsfähigkeit verlieren, was auf deren Export- und damit Wirtschaftswachstum drückt. Noch dazu werden die meisten Rohstoffe in USD fakturiert, sodass die rohstoffabhängigen Schwellenländer aus lokaler Sicht geringere Exporteinnahmen aus ihren Rohstoffen erhalten, was deren Aussenhandelssalden und Leistungsbilanzen zusätzlich belastet.
Aber: Schwellenländer können via «Financial Channel» von einer USD-Abwertung profitieren. Denn stärkere Schwellenländerwährungen gegenüber dem US-Dollar wirken zum einen als Schutz vor lokaler Inflation, was wiederum das Vertrauen ausländischer Investoren in die lokalen Notenbanken stärkt und (Finanz-)Investitionen in Emerging Markets in lokaler Währung attraktiv erscheinen lässt. Zum anderen: Schwellenländer nehmen üblicherweise Kredite an den internationalen Märkten auf, die überwiegend auf USD lauten. Dadurch entstehen für Schwellenländer bei einem schwachen US-Dollar niedrigere Kosten. Ein schwächerer Dollar begünstigt hierüber ebenfalls Investitionen in den Emerging Markets und trägt zu ihrem Wachstum bei. Eine USD-Abwertung resp. eine Aufwertung der Schwellenländerwährung gegenüber dem USD kann demnach auch zu einer Lockerung der monetären Bedingungen im Schwellenland führen, was positiv für das Wachstum in diesem Land ist.
Nicht negative, sondern durchaus positive Folgen können auch höhere US-Zinsen für das Ausland und insbesondere für die Schwellenländer haben – anders als viele Lehrbücher immer noch behaupten. Diese Übertragung lässt sich empirisch insbesondere beobachten, wenn höhere US-Zinsen auf ein höheres US-Wirtschaftswachstum zurückzuführen sind. Das stärkere US-Wachstum und die steigende US-Importnachfrage wirken bei diesem Übertragungsweg belebend auf das Export- und damit Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern. In dem Fall überkompensiert also der «Trade Channel» den an sich restriktiv wirkenden «Financial Channel» aus den USA. Anders schaut es allerdings aus, wenn höhere US-Zinsen lediglich Folge steigender US-Inflationssorgen sind. In dem Fall überwiegen die negativen Folgen des «Financial Channels» für die Schwellenländer.