ASSETCO MANAGEMENT AG
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Newsletter 02.05.2020
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Sowohl die jetzt veröffentlichten BIP-Zahlen für das erste Quartal lassen das Ausmass der Rezessionstiefe höchstens erahnen (da der Lockdown ja in den meisten westlichen Ländern erst in der letzten Märzhälfte stattfand) als auch die aktuellen Daten zu den sonst aufgrund ihrer Prognosequalität viel beachteten Einkaufsmanagerindizes, die in den jetzigen Zeiten bestenfalls gewisse Anhaltspunkte liefern:
Der Einkaufsmanagerindex der verarbeitenden Industrie für die Eurozone fiel auf einen Stand von 33 Punkten und damit nahezu auf den Negativrekord zu Zeiten der Finanzkrise, während sich derjenige für den Dienstleistungssektor sogar im freien Fall befindet: Ein Indexwert von knapp 12 suggeriert, dass die «Dienstleistungs»-Welt komplett untergeht (Finanzmarktkrise: 39 Punkte). Zur Erinnerung: Der Schwellenwert von 50 trennt die Wirtschaftsexpansion von der Kontraktion. Je weiter der Index unter 50 sinkt, desto deutlicher der Einbruch der Wirtschaftstätigkeit. Der Absturz war sehr wahrscheinlich sogar noch massiver als der Indikator vermuten lässt, denn Italien hat quarantänebedingt ebenso wenig Daten zur Unternehmensbefragung geliefert wie jene Firmen, die geschlossen sind. Für Grossbritannien und die USA zeichnen die Einkaufsmanagerindizes ein ähnlich düsteres Bild auf, wobei sich ebenfalls bei diesen Ländern ein noch krasserer Rückgang der Unternehmensumfrageergebnisse unter den Dienstleistern ergab und zwar auf nie dagewesene Niveaus.
Die US-Wirtschaft ist im 1. Quartal um knapp 5% geschrumpft (annualisiert vs Vq.), wobei ja der Lockdown in Amerika erst in den letzten 10 Tagen im März vollzogen wurde. Das 2. Quartal dürfte weitaus verheerendere Resultate liefern. So ist die Zahl der Anträge auf Arbeitslosengeld bereits in den vergangenen Wochen bis Ende April auf rund 25 Mio hochgeschnellt. Damit dürfte die nächsten Freitag zur Veröffentlichung anstehende Arbeitslosenquote wohl schon im April in Richtung 20% hochgeschnellt sein (vor Lockdown: 3.5%)! Der private Konsum, der rund 70% des US-BIPs und fast 20% des Welt-BIPs ausmacht, dürfte vor diesem Hintergrund völlig am Boden liegen. Die derzeit brennende Frage für Konjunktur- und Finanzmarktausblick ist, wie schnell und wie stark sich der US-Konsum wieder erholen kann.
Die Wirtschaftstätigkeit im europäischen Währungsraum verringerte sich im Zeitraum von Januar bis März zum Vorquartal um rund 4% – dies ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Wirtschaft in Frankreich, Spanien und natürlich auch in Italien wurde hart getroffen: Frankreich verzeichnete etwa eine Schrumpfung gegenüber dem Vorquartal von fast minus 6%, was den tiefsten Fall seit Ende des 2. Weltkrieges darstellt. Lediglich Deutschland ist mit einem Minus von 2.5% sowohl im europäischen als auch internationalen Vergleich noch recht glimpflich - zumindest im 1. Quartal - davongekommen.
Die Wirtschaftsleistung der Schweiz für das erste Quartal 2020 wird erst Ende Mai veröffentlicht. Aber selbstverständlich befindet sich auch die Schweizer Wirtschaft im Krisenmodus. Das KOF-Konjunkturbarometer sank beispielsweise im April so stark wie noch nie in seiner Geschichte. Es fiel damit innerhalb kürzester Zeit auf ein Niveau, das vergleichbar mit der Finanzkrise von 2009 ist.