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Coronavirus: Weltwirtschaft stärker betroffen als bei SARS 20.02.2020 _________________________________________________________________________________________________________________________________________
Die SARS-Epidemie zur Jahreswende 2002/03, die ebenfalls in China ihren Ursprung und auch dort die meisten Auswirkungen hatte, konnte rasch wirtschaftlich wettgemacht werden. Nach der Virus-bedingten Verlangsamung der Wirtschaftsleistung konnte in einer Art Aufholjagd zügig an den zugrunde liegenden Wachstumspfad angeknüpft werden. Vieles spricht diesmal für eine ähnliche V-Erholung nach Eindämmung des Virus. Bis dahin dürften die globalen Auswirkungen aber vom Coronavirus weit spürbarer ausfallen als bei der SARS-Epidemie vor 18 Jahren. Dies liegt weniger daran, dass die Ansteckungsgefahr beim neuartigen Virus wesentlich höher ist oder dass die chinesische Regierung diesmal mit rigorosen Abriegelungsmassnahmen und Arbeitsverboten reagiert, als vielmehr an der heutigen Bedeutung Chinas in der Weltwirtschaft – als mittlerweile zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, auf die knapp ein Fünftel des Welt-BIPs zurückgeht (damals rund 5%) und die heutzutage wesentlich stärker in globale Produktions-, Liefer- und Wertschöpfungsketten eingebunden ist. Zudem existiert heute in China nicht nur ein grosser Industrie-, sondern auch Dienstleistungssektor, der mittlerweile rund 50% des chinesischen BIPs ausmacht und zu dem u.a. die - durch das Coronavirus stark in Mitleidenschaft gezogenen – Transport- und Tourismussektoren gehören.
Angesichts der globalen Bedeutung Chinas warnen denn auch sowohl das amerikanische Fed als auch die Bundesbank vor möglichen Konjunkturrisiken weltweit durch das Coronavirus. Experten vom DIHK gehen etwa davon aus, dass der Coronavirus das Wirtschaftswachstum in China im 1. Quartal 2020 mindestens halbieren wird, was rund 0.4 Prozentpunkte weniger Wachstum in Europa bedeuten würde. Ihre exportorientierten Unternehmen wären hiervon erneut besonders stark betroffen, die ja wenige Wochen zuvor gerade aufgeatmet hatten betreffend Deeskalation des Handelskonflikts USA/China. Das gleiche gilt für die bereits merklich geschwächten exportabhängigen Volkswirtschaften, deren Handel und industrielle Aktivitäten von der Coronavirus-Epidemie nun erneut belastet werden. Hierzu zählen die stark in den globalen Liefer- und Wertschöpfungsprozess eingebundenen asiatischen Tigerstaaten, das ohnehin am Boden liegende Japan sowie Deutschland. In diesen Staaten, bei denen China mittlerweile der wichtigste Handelspartner ist, weisen erste Veröffentlichungen auf eine spürbare Eintrübung der Stimmung ihrer Unternehmen hin, die sich ja gerade zuvor durch den beigelegten Handelskonflikt erstmals wieder erhellt hatte. Neben Unternehmen im Transport- und Tourismussektor sind von dieser Eintrübung erneut wieder Firmen resp. deren Zulieferer der am Boden liegenden Autoindustrie betroffen, die enge Produktions- und Lieferverbindungen mit der Virus-Hochburg Wuhan unterhält.
Während die Krisenwährungen Gold und USD in den vergangenen Wochen lehrbuchmässig an Wert gewannen und auch erstklassige Staatsanleihen als sichere Häfen gesucht waren, zeigten sich die Aktienmärkte der westlichen Welt erstaunlich unbeeinträchtigt von dem sich ausweitenden Coronavirus. Auch die jüngste Apple-Umsatzwarnung wegen des Coronavirus setzte die Märkte nur kurz unter Druck.
Aber eines sei klar: Je länger der Ausbruch andauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Beeinträchtigung nicht bei den globalen Stimmungsindikatoren kommt, sondern auch vermehrt zu Umsatz- resp. Gewinnwarnungen und Korrekturen an den globalen Aktienmärkten. Letztere würden wir zum Nachkauf von Aktien nutzen.