ASSETCO MANAGEMENT AG
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Überblick Rohstoffmärkte 10.02.2020 ___________________________________________________________________________________________________________________________________________
Während die (westlichen) Aktienmärkte die “Coronavirus-Krise” offensichtlich schon wieder überwunden und teilweise neue Allzeithochs erreichen, dürften die virusbedingten Sorgen am Rohstoff- und insbesondere Ölmarkt länger bestehen bleiben. Denn China ist an den Rohstoffmärkten einfach zu bedeutend. Dies gilt speziell für seine Nachfrage am Weltölmarkt. Noch im vergangenen Jahr hatten die Energie-, aber auch Edelmetallpreise um rund 25 Prozent zu, während die Industriemetallpreise mehr oder weniger auf der Stelle traten. Gemein ist allen Rohstoffmärkten, dass sich die Nachfrage nach ihnen konjunkturbedingt spürbar abgeschwächt hatte. Daran dürfte sich im laufenden Jahr auch nur ganz allmählich etwas ändern. Daher bleiben wir bei dieser Assetklasse in unserer Anlagestrategie weiterhin leicht untergewichtet.
Unterschiedlich reagiert wird auf die gedämpfte Nachfrage seitens der Produzenten der einzelnen Rohstoffe. So hat am Ölmarkt die OPEC+ entschieden, durch bewusste Kürzung der eigenen Förderung und Aufgabe von Welt-Marktanteilen, den Preis wieder nach oben zu schieben. Zudem sorgten die politisch angespannte Situation im Mittleren Osten und die Angst vor Angebotsausfällen für zusätzliche Preissprünge bis Ende 2019. Anfang 2020 rückte diese Angst in den Hintergrund. Umgekehrt setzen seitdem die Sorgen und Auswirkungen des Coronavirus – allen voran beim mit Abstand grössten Ölimporteur China - den Ölpreis merklich unter Druck. So rutschte er innerhalb weniger Wochen von fast 70 USD/Fass (Brent) auf derzeit knapp 55 USD.
Ganz anders als am Ölmarkt ist China bei den meisten Industriemetallen nicht nur grösster Nachfrager, sondern auch grösster Produzent der Metalle, sodass die Auswirkungen des Coronavirus auf deren Preise mehr oder weniger ausgeglichen sind. Schon seit einiger Zeit treten die meisten Industriemetallpreise auf der Stelle, da der Handelsstreit zwischen den USA und China zu einer Verlangsamung des Welthandels und damit auch zur Nachfrage nach Industriemetallen geführt hat. Selbst wenn sich die beiden größten Handelsmächte China und USA wieder etwas annähern, dürften die Industriemetallmärkte noch eine Zeitlang (über-)versorgt bleiben, wodurch ihr Preispotenzial auch in 2020 begrenzt bleibt.
Der Anstieg der Edelmetallpreise 2019 ging im Wesentlichen auf den Höhenflug des Palladiumpreises zurück, der um 80% stieg. Anfang Jahr kam es zur Korrektur, da Palladium – völlig anders als Gold - weniger Wertanlage als vielmehr Industriemetall ist, sodass dessen Nachfrage auch von den Coronavirus-Auswirkungen belastet wird. Denn ein Sektor in China, der vom Coronavirus stark betroffen ist, ist die Automobilindustrie, der wiederum mit Abstand grösste Abnehmer am Palladiummarkt. Da die Automobilindustrie international eng verwoben ist, werden sich Ausfälle in Chinas Autoproduktion auch andernorts bemerkbar machen – und nicht nur bei der gedrosselten Nachfrage nach Palladium-Katalysatoren. Andere Faktoren lasten hingegen auf dem künftigen Goldpreisverlauf. Getragen von zunächst geopolitischen, dann Coronavirus-bedingten Ängsten sowie einem anhaltend starken Goldengagement der Finanzindustrie ist der Goldpreis seit Ende 2019 von 1450 auf fast 1600 USD/Unze geklettert. Diese Angst- resp. Preisübertreibung dürfte sich wieder umkehren – zumal die bedeutende Goldnachfrage Asiens nach Schmuck, Münzen und Barren wegen rekordhoher lokaler Preise weiterhin sehr verhalten verlaufen wird.