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Erst beispiellos dramatische Konjunkturzahlen - dann Containment Politik 23.04.2020
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Die Corona-Pandemie spiegelt sich immer klarer in der US-Wirtschaft wider. Durch das Herunterfahren des öffentlichen Lebens brechen die Indizes bereits im März reihenweise ein, obwohl das öffentliche Leben ja erst in der zweiten Monatshälfte erlahmte und das gesamte Ausmass der Misere erst in den nächsten Monatszahlen zum Ausdruck kommen wird. So schrumpfte der US-Einzelhandelsumsatz schon im März um fast 9% gegenüber dem Vormonat. Dies ist ein weit grösserer Einbruch als etwa während der Finanzkrise. Die Kauflust fehlte vor allem bei teureren Konsumgütern wie Autos, aber auch der Verkauf von Bekleidung halbierte sich. Die US-Industrieproduktion sank im März um 5.4% gegenüber dem Vormonat und damit so massiv wie seit 1946 nicht mehr! Einen Vorgeschmack wie schlecht die Daten im April ausfallen werden, gab der Empire State-Index für das verarbeitende Gewerbe im Raum New York, für den bereits die April-Umfrage veröffentlicht wurde. Dieser stürzte von -21.5 Punkte auf ein Allzeittief von -78 Punkte. Auch die in den letzten vier Wochen gemeldeten 21 Mio Neuanträge auf Arbeitslosengeld versprechen nichts Gutes. Die US-Arbeitslosenquote dürfte mittlerweile schon zwischen 15% und 20% liegen.
Anders schaut es in China aus, das das Schlimmste wohl schon überstanden hat: Die Wirtschaftsaktivitäten sanken zwar im 1. Quartal um historische rund 10% gegenüber dem Vorquartal (vs Vorjahr: -7%) infolge der landesweiten Ausgangssperren und Produktionsstilllegungen im Januar und Februar. Die Entwicklung der März-Zahlen zeigt jedoch, dass sich die Wirtschaft schon im März wieder auf Erholungskurs befunden hat: So lag die Industrieproduktion im März nur noch 1% unter dem Vorjahresniveau. Eine Erholung kam zeitgleich auch bei den Anlage- und Ausrüstungsinvestitionen in Gang, während sich die privaten Konsumausgaben noch sehr verhalten entwickelten. Insgesamt zeichnet sich aber für China, das von der Pandemie und dem Lockdown fast 2 Monate eher betroffen war als die westlichen Volkswirtschaften, eine V-artige Konjunkturerholung ab. Die Erholungskraft dürfte aber hinter anderen Aufwärtsentwicklungen zurückbleiben, zumal Chinas Exporte durch die angelaufene, tiefe Rezession in wichtigen Absatzmärkten wohl noch lange stark beeinträchtigt sein werden.
Mit Abflachung der Neuinfektionszahlen und einer Reproduktionsrate, die unter 1 gefallen ist, lancieren mehr und mehr Staaten eine Containment-Politik. Nicht nur gesundheitliche, sondern zunehmend auch soziale und wirtschaftliche Belange sollen berücksichtigt werden. In Kauf genommen wird dabei eine gewisse, aber durch die tiefe Reproduktionsrate «gedeckelte» Zahl an Neuinfektionen. Beschränkungen bei Hygienevorschriften und Risikogruppen müssen bis auf Weiteres bestehen bleiben. Das Gleiche gilt für Restriktionen im weltweiten Reiseverkehr, die wohl ohnehin mindestens bis Jahresende bestehen bleiben und vermutlich erst mit Einführung eines Impfstoffs ganz wegfallen werden. Vor dem Hintergrund dieser allmählichen Öffnung der Wirtschaftsaktivitäten rechnet die BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) mit einer spürbaren Konjunkturerholung im 2. Halbjahr nach einem katastrophalen ersten Semester. Insgesamt wird das Welt-BIP aber im Gesamtjahr - im BIZ-Basisszenario - um 4% schrumpfen, wobei der Einbruch in vielen westlichen Volkswirtschaften sogar noch ausgeprägter sein wird! Weit dramatischer fallen die Zahlen bei ihren Risikoszenarien aus, etwa im Fall einer zweiten Welle der Corona-Pandemie.