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Inflationsgefahr durch massive Geldflut?                                                                                                                                                                                                27.04.2020  

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Die Notenbanken pumpen Geld in die Märkte, um den durch das Corona-Virus ausgelösten Schock abzufedern. Seitdem geht das Inflationsgespenst wieder um – noch dazu die massiven Liquiditätsspritzen von beispiellosen Fiskalpaketen begleitet werden. Einige Konjunkturforscher betrachten dies als die perfekte Mixtur für künftigen Preisdruck. Hyperinflation drohe, sobald sich die Wirtschaftsaktivität von der Coronakrise erhole.

Insgesamt überwiegen allerdings die Argumente gegen eine ausufernde Inflation. Selbst die jahrzehntelange ultra-expansive Geldpolitik nach der Finanzkrise und die anschliessende Konjunkturerholung mit der Folge eines stark ausgelasteten Arbeitsmarktes und eines ausgeprägten Fachkräftemangels konnten keinen inflationären Druck entfalten. Die Inflationserwartungen sind global sogar kontinuierlich gesunken. Und auch derzeit sieht es nicht danach aus, dass dieser Trend durch die Coronakrise verändert würde – ganz im Gegenteil:

Denn seit dem plötzlichen Stillstand der Produktion und dem nahezu kompletten Ausfall der volkswirtschaftlichen Nachfrage finden selbst bereits produzierte Waren keine Abnehmer mehr, was sich in rückläufigen Inflationszahlen bereits im März zeigte. Ausnahme waren einige wenige Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs, deren Preise aufgrund temporär sprunghaft gestiegener Nachfrage und/oder wegen begrenzter Produktions- bzw. Erntekapazitäten kurzfristig stiegen (z.B. Schutzutensilien, Desinfektionsmittel oder Gemüse). Zusätzlich deflationär wirkt der kollabierte Rohölpreis ebenso wie der seit der Krise verstärkte Digitalisierungstrend aufgrund seiner hohen Effizienzgewinne.

 

Die durch den Shutdown unterbrochenen Lieferketten sind allmählich weitgehend wieder intakt und zuvor geschlossene Fabriken fahren ihre Produktion wieder hoch. Bei etlichen (gerade langlebigen) Gütern wie Autos dürfte die zügig hochgefahrene Produktion nur auf geringe Nachfrage stossen mit der Folge eines deflationär wirkenden Angebotsüberhangs. Und auch vom bedeutenden Dienstleistungssektor dürfte kaum ein inflationärer Druck ausgehen - zumal die Verrichtung etlicher Dienstleistungen (Reisen, Veranstaltungen, Kinobesuche) weiterhin nicht gestattet ist und damit auch keine Nachfrage entfalten kann. Selbst wenn diese später wieder angeboten werden können, werden auch die ursprünglichen Kapazitäten schnell verfügbar sein.

 

Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass in vielen Bereichen noch längere Zeit Überkapazitäten vorhanden sein werden, weil die Nachfrage (selbst wenn sie gestattet ist) doch länger – möglicherweise sogar dauerhaft – geringer ausfällt. So lässt sich nach Pandemien häufig beobachten, dass breite Bevölkerungsschichten ihren Konsum über einen längeren Zeitraum einschränken, um einen grösseren Anteil an „Vorsichtskasse“ aufgrund der unsicheren Zukunft aufzubauen. Sollten sich während dieser Zeit Deflationserwartungen in der Bevölkerung verbreiten, würden Kaufentscheidungen nicht heute getätigt, sondern immer weiter in die Zukunft geschoben. Denn die gewünschten Produkte würden durch die erhöhte reale Kaufkraft des Geldes laufend günstiger. In dem Fall würden sich die Deflation manifestieren, die Wirtschaft kollabieren und in eine tiefe Depression münden. Von diesem Risikoszenario, das «die schlechteste aller Welten» auch für die Finanzmärkte bedeuten würde, gehen wir nicht aus. Notenbanker werden aber noch lange Zeit über die sehr tief bleibenden Inflationsraten besorgt sein und ihre Geldschwemme in den nächsten Jahren kaum wieder abschöpfen.

 

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