ASSETCO MANAGEMENT AG
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Aktienmarktausblick: fundamentale vs technische Faktoren 21.05.2020
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Die laufende US-Berichtssaison befindet sich bereits in ihrer finalen Phase. Bisher haben knapp 90% der Konzerne des S&P 50 ihre Quartalszahlen vorgelegt. Hauptsächlich wegen der zuvor erfolgten deutlichen Gewinnrevisionen liegen diese durchschnittlich ca. 2% über den Erwartungen. Gegenüber dem Vorjahresquartal sind die Gewinne rund 11% gesunken. Auch wenn diese Werte noch deutlich besser aussehen als in Europa (-25% im Vergleich zu Q1 2019), gibt es auch hier keinen Grund zum Aufatmen. Sprechen wir doch über ein Quartal, dessen Belastungen durch die aufziehende Pandemie noch überschaubar waren. Die volle Wucht der Beschränkungen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben ereilte die Märkte ja erst im April. Trotz der aktuellen Lockerungsbemühungen wird so erst das zweite Quartal eine Ahnung über das Ausmass des Einbruchs der Geschäftszahlen geben. Einen ersten Eindruck vermittelten hier bereits die Quartalsberichte der US-Banken für das 2. Quartal. Zwar war das operative Geschäft noch vergleichsweise gut gelaufen, doch durch die immense Risikovorsorge, die angesichts der zu erwartenden Belastungen getroffen werden musste, lagen die ausgewiesenen Gewinne um 25% unter den Erwartungen und knapp 40% unter den Ergebnissen im Vorjahr. Aber auch mit dem zweiten Quartal wird, wie auch immer sich die Lockerungen und so das Anlaufen der Wirtschaft weiter entwickeln werden, der Einfluss der Corona-Pandemie auf den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen noch lange nicht überstanden sein. Dies wird sich erst in den Berichtszahlen der folgenden Quartale zeigen.
Rein fundamental scheint daher eine spürbare Marktkorrektur nach der kräftigen Kurserholung von den März-Tiefs nach wie vor gerechtfertigt – zumal durch die sinkenden Gewinnerwartungen der Analysten die Bewertungsrelationen von Aktien wieder auf sehr hohe Niveaus katapultiert wurden und sich die Konjunkturdaten wohl zäher erholen werden als es die Aktienkurse suggerieren. Trotzdem sehen wir technische Gründe, die mittlerweile gegen eine deutlichere Korrektur an den Märkten sprechen: Seit Jahresbeginn sind über eine Billion USD aus Risikoanlagen in Geldmarktfonds abgeflossen. Professionelle Anleger wie Pensionskassen, Publikumsfonds und Versicherungen haben ihre Aktienquoten drastisch reduziert und sind stark untergewichtet. Gemäss jüngst publizierter Fondsmanagerumfrage der Bank of America dominieren nach wie vor defensive Vermögensanlagen wie Cash und Anleihen. Auf Sektorebene dominieren Titel aus den Branchen «Healthcare», Telekommunikation und Basiskonsum. Stark untergewichtet sind dagegen Aktien als Ganzes und Valoren aus zyklischen Branchen wie Energie, Industrie und Grundstoffe im Besonderen. Bei all den Fondsmanagern resp. Vermögensverwaltern liegt nun viel Geld auf der Seitenlinie, das investiert werden «muss». Zudem scheint die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer mittlerweile sehr niedrig zu sein. So glauben lediglich 25% der Fondsmanager, dass wir uns in einem nachhaltigen Bullenmarkt befinden. Die deutliche Mehrheit (68%) hält eine Bärenmarktrally für plausibler. Zum Ausdruck kommt diese tiefe Erwartungshaltung, die kaum noch mehr enttäuscht werden kann, auch bei den mitunter heftigen Dividendenkürzungen, die von den Investoren besser weggesteckt wurden als erwartet.