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EU-Rettungspaket lässt Risikoaufschläge der EUR-Peripherie nahe Rekord-Tiefstände sinken                                                                                                            24.07.2020  

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Die EU-Mitgliedsstaaten verständigten sich Anfang der Woche auf ein umfassendes Hilfspaket. Kernstück ist ein 750 Mrd Euro schweres Rettungsprogramm für die besonders Corona-geschädigten Mitgliedsstaaten. Davon entfallen 390 Mrd. Euro auf echte Hilfsleistungen (allein Italien und Spanien von je über 55 Mrd), 360 Mrd Euro auf rückzahlbare Kredite. Erstmals in der Geschichte der EU hat man sich damit auf ein schuldenfinanziertes Konjunkturpaket geeinigt und macht einen deutlichen Schritt in Richtung Vergemeinschaftung von Staatsschulden. Damit gilt das Paket als eine bedeutende Weichenstellung für die Zukunft Europas: Der Fonds wird über EU-Anleihen mit Laufzeiten bis 2058 finanziert. Die Nettoemissionen sollen bis spätestens 2026 abgeschlossen sein und dürften sich einer regen Abnahme – insbesondere bei Versicherungen und Pensionskassen erfreuen.

Um Mittel aus dem Paket zu erhalten, müssen die Mitgliedstaaten nationale Reform- und Investitionspläne in Brüssel einreichen. Die Pläne müssen erst von der EU-Kommission und vom EU-Finanzministerrat mit qualifizierter Mehrheit genehmigt werden. Die Auszahlung erfolgt abhängig vom Reformfortschritt in dem jeweiligen Land in mehreren Tranchen. Die EU-Kommission wird bis Oktober einen Vorschlag unterbreiten, wie die Investitionsprojekte schnell umgesetzt werden können. Zusätzlich haben die EU-Regierungschefs einen mehrjährigen Finanzrahmen von 2021 bis 2027 beschlossen. Er hat ein Volumen von knapp 1.1 Bio. Euro (rund 1% der erwarteten Wirtschaftsleitung). Die Höhe ist auch für die AAA-Bonität der neu zu emittierenden EU-Anleihen wichtig. Zur Erzielung eines Kompromisses dürfen Deutschland (3.7 Mrd Euro), die Niederlande (1.9 Mrd Euro), Österreich (0.6 Mrd Euro), Schweden (1.1 Mrd Euro) und Dänemark ihre Haushaltsrabatte behalten bzw. sogar erhöhen, die eigentlich 2020 auslaufen sollten.

 

Bereits weit im Vorfeld der Einigung haben sich die Risikoaufschläge von Euro- Peripherie-Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen deutlich eingeengt. Neben der Aussicht auf ein gigantisches Hilfspaket trugen hierzu ebenfalls die EZB-Käufe massgeblich bei. So hatte die EZB von Anfang an immer wieder betont, gegen eine stärkere Spreadausweitung vorzugehen und den Kapitalschlüssel flexibel zu handhaben. D.h. einzelne Länder wie z.B. Italien werden bei den Käufen der EZB bevorzugt. Zudem dürfte die EZB im Herbst ihr Kaufprogramm noch einmal ausweiten. Insgesamt scheint eine Euro-Staatsschuldenkrise und die Gefahr von grösseren Spreadausweitungen damit gebannt zu sein.

 

Allerdings gibt es weiterhin Risiken. Der EU-Finanzrahmen und der Wiederaufbaufonds müssen in Gesetzestext gegossen und von allen nationalen Parlamenten verabschiedet werden. Von daher sind die vorgesehenen Hilfszahlungen noch nicht in trockenen Tüchern und Peripherie-Anleihen auf dem derzeitigen Niveau kein attraktives Neuinvestment. So liegt etwa die Rendite italienischer Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren nun nur noch bei knapp 1%, zu Beginn der Krise notierte diese noch bei 2.5%. Lohnender erscheinen uns dagegen nach wie vor Unternehmensanleihen im Investment Grade, die derzeit noch deutlich höhere Renditevorteile im Vergleich zu den EUR-Peripherie-Staatsanleihen aufweisen.

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