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China:Ausblick nach Abebben des Coronavirus 09.03.2020
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Im Vergleich zu allen anderen Aktienmärkten hat sich die chinesische Börse in den letzten Wochen erstaunlich resilient gehalten. Zwar korrigierte der Shanghai-Index scharf in der zweiten Januar-Hälfte, erreichte sein Tief aber bereits wenige Handelstage später (Anfang Februar) und erholt sich seitdem. Insgesamt liegt der Börsenindex damit nur noch rund 7.5% unter dem Stand von vor dem Ausbruch (Mitte Januar). Werden die konjunkturellen Folgen des Virus in China weniger ausgeprägt und nachhaltig eingeschätzt als in anderen Volkswirtschaften?
Anders als in vielen anderen Staaten ging die chinesische Regierung bekanntlich mit drastischen Abriegelungsmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus vor, die die chinesische Wirtschaft seit Ende Januar praktisch zum Stillstand brachten. Da so gut wie alle Unternehmen in China rund um das chinesische Neujahrsfest (24. Januar 2020) aber ohnehin geschlossen sind, waren die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs erst ab Februar richtig spürbar - auch für Chinas Exportwirtschaft, die um 17% gegenüber dem Vorjahr einbrach.
Seitdem die Neuansteckungszahlen landesweit stark fallen, nehmen die Fabriken allmählich wieder die Arbeit auf. Bislang dürften jedoch nur etwa 60% der Wanderarbeiter, die einen grossen Teil der Industriearbeiter ausmachen, nach dem Neujahrsfest wieder in ihre Arbeitsorte zurückgekehrt sein. Dies liegt auch daran, dass die Regierungsvertreter in den Bezirken die Wiederaufnahme der Produktion genehmigen müssen und im Zweifelsfall eher eine verspätete Wiederaufnahme der Betriebstätigkeit in Kauf nehmen, um das Risiko einer erneuten Ansteckungswelle gering zu halten.
Die Corona-Epidemie belastet die Wirtschaft Chinas vor allem im ersten Quartal spürbar, während es bereits im zweiten Quartal zu einer deutlichen Erholung kommen dürfte – zumal zeitnah geld- und fiskalpolitische Gegenmassnahmen lanciert wurden, vor allem um eine Konkurswelle zu vermeiden. Angesichts einer tiefen Störung der Lieferketten und des bislang ungebremsten Ansteckungsverlaufs in anderen Teilen der Welt wird eine rasche und nachhaltige Konjunkturerholung - wie etwa nach der SARS-Epidemie - aber kaum erfolgen. Noch dazu ist der strukturelle Wachstumspfad in China heutzutage ohnehin wesentlich tiefer anzusetzen als vor knapp 20 Jahren.